Der dritte Tag beim Kongress der Gesellschaft für Anthropologie in Geislingen a.d. Steige startet – aber ein kleiner Rückblick auf den gestrigen Abend sei gestattet. Die große Mitgliederversammlung bot eine Menge Neuigkeiten und auch Spannungsfelder. Dabei ging es unter anderem auch um diese Webseite – oder besser: um die komplette Neuaufstellung des Außenauftritts der GfA. Die Modernisierung der in die Jahre gekommenen Homepage war dringend nötig, wie die überwältigende Zustimmung der Mitglieder gestern bei der Abstimmung zeigte. Die Arbeit der Münchner Agentur NeoDesign bei Logo-Entwicklung und Webentwicklung des Auftritts http://gfa-anthropologie.de wurde vorgestellt und das neue Logo der Gesellschaft für Anthropologie offiziell verabschiedet.

Rückblick auf die Mitgliederversammlung

Deutlich uneinheitlicher wurde die Diskussion bei den verschiedenen Änderungen der Satzung. Bedingt durch die Länge der heißen Debatten mussten bestimmte Punkte, aus Sicht mancher Mitglieder leider, verschoben werden, da sie den zeitlichen Rahmen der Mitgliederversammlung gesprengt hätten. Harmonischer verlief dahingegen die Wahl des neuen Vorstands – Dr. Martin Trautmann wird den Vorsitz fortführen. Jan Nováček, Bettina Junklaus und Andreas Düring komplettieren den Vorstand. Im wissenschaftlichen Beirat sitzen Barbara Teßmann, Andreas Lehmann, Jörg Orschiedt, Nicolle Thiemann-Freudenstein und Johanna Forster. Ebenfalls wurde das Rahmenthema der kommenden Versammlung in 2019 diskutiert.

Impressionen zur Mitgliederversammlung

  • Besondere Gin Verkostung dank der Gansloser Destillerie

  • Dr. Martin Trautmann eröffnet die 12. Mitgliederversammlung

  • Prof. Dr. Wulf Schiefenhövel spricht zum Gedenken an die Verstorbenen

  • Dr. Ferdinand Neuberger gibt den Kassenbericht bekannt

Kongresstag 3 – Schnittmenge zwischen Aktualität und Historie

Der vorletzte Kongresstag beginnt heute mit Prof. Martin Fieder von der Universität Wien. „The Evolution of Religion: Impact for Cooperation and Conflict in Modern Societies” – ein gerade heute sehr aktuelles Thema, welches eine Schnittmenge zwischen Anthropologie und Soziologie bilden kann. Genau in diesem Sektor zielt auch der Vortrag von Prof. Annette Schneider über Kindererziehung durch Familienfremde und die frühkindliche Bildung. Maria Feicke und Dr. Eppenberger vervollständigen die erste Session mit Beiträgen über historische Skelette aus dem Göttingen des 19. Jahrhunderts und einen Überblick über neuartige bildgebende Möglichkeiten für die Anwendung in der Paläoradiologie.

Einen ebenfalls sehr aktuellen Ansatz erwartet das Auditorium bei der Keynote von Prof. Christina Cattaneo. Die Betrachtung der Auswirkungen der Flüchtlingskrise in Europa auf die forensische Anthropologie ist ein sehr spannender Aspekt und durch den direkten Kontakt Italiens mit dem akuten Problem durch die Bootsflüchtlinge mit Sicherheit auch ein emotional aufgeladenes Thema. Der frisch gewählte zweite Vorsitzende der GfA, Dr. Jan Nováček spricht danach über die Fortschritte und Interpretationen im Mittleren Reich – Ausgrabungsort: Aswan, Ägypten. Mit der psychologischen Betrachtung von altruistischem und agonistischem Verhalten durch Dr. Manfred Wimmer und dem Vortrag von Daniel Schütz “Automated Landmarking and its Application on Pacific Crania” geht es in die Mittagspause.

Ein klein wenig martialischer startet der Nachmittag. Dr. Sixt Wetzler vom Deutschen Klingenmuseum gibt einen Einblick in sein Fachgebiet. Beim Vortrag „Martial Arts as a universal phenomenon“ erwartet die Zuhörer ein breitgefächerter und fachübergreifender Blick auf die Kampfkunst, insbesondere die mit Klingenwaffen. Danach stehen auch Frakturen und Traumata im Vordergrund der Session. Zuzana Obertová befasst sich mit der Datierung und den Einflüssen des Alters der Fraktur. Mit der Betrachtung der individuellen Ausprägungen der Schädelform zieht Stefan Schlager einen Schluss auf die Behandelbarkeit von Verletzungen. Last but not least gibt Susanne Storch einen Überblick über die Einflüsse von feuchten Bodenbedingungen auf die Eigenschaften und Ausprägungen von Frakturen.

Ein Blick über den Europäischen Tellerrand

Nach der nachmittäglichen Poster-Session geht es auf die südliche Halbkugel. Die Osterinseln sind Thema des Vortrages von Professor Hagelberg. Die an der Universität Oslo lehrende Professorin zeigt einen kleinen Einblick in Forschung über Rapanui, die Osterinseln. Dabei geht es um Herkunft und das Überleben auf diesen, sich auch durch Menschenhand verändernden Inseln. Dominic Anders greift die Dualität von Mensch und Tier aus dem Konferenzthema auf und nimmt die domestizierten Schweine des alten Vorderasiens als Beweismittel für die Wanderungen und Mobilität der Menschen in dieser Zeit. Futuristisch klingt das Projekt, das Amira Osmanovic vorstellt – The SPOCK-PROJECT! Aber es geht nicht um den Weltraum und seine Weiten, sondern um neue Resultate bei der Einordnung von Strontium-Isotopen.

Ausklingen wird der Tag mit dem großen Kongress Dinner im Bad Hotel von Bad Überkingen – ein opulentes Mahl und viele tiefgehende Gespräche sind vorprogrammiert.