Der finale Tag der Tagung

Der vierte Tag der 12. Internationalen Tagung der Gesellschaft für Anthropologie beschäftigt sich mit verschiedenen sozialen und bio-anthropologischen Themen. Zwei mit sehr spannenden Präsentationen gefüllte Panels warten zum Finale der Tagung auf.

Die erste Session wird von Dr. Christiane Scheffler eingeläutet, welche die bestimmenden Faktoren für die Körperhöhen-Rekonstruktion aus sozialer Sicht auf den Prüfstand stellt. Frau Prof. Gisela Grupe referiert souverän zu einem Bronze-/Eisenzeitlichen Skelettfund einer Mikroregion der zentralen Mongolei und hebt die verschiedenen Nahrungskomponenten auf die Bühne und wie diese zur Akkumulation bestimmter Isotopen im menschlichen Körper beigetragen haben. Dr. Chiara Barbieri ergänzt die Tagung mit einem Beitrag zur genetischen und linguistischen Diversität aus Südamerika. Dr. Neghanaz Moghaddam beleuchtet Ernährung und Mobilität der Schweizer „Kelten“ aus einer bioanthropologischen Perspektive, bevor Chiara Girotto die Frage behandelt, ob Frakturverteilungsmuster als Marker für einen sozioökonomischen Status genutzt werden können. Das behandelte Material umfasste dabei über 7.000 Individuen, weswegen die Ergebnisse mit Spannung erwartet werden.

Die finalen Sessions der Tagung

Die zweite Session behandelt neben Larissa Ottos Vortrag zur Mikrostruktur verbrannter Knochen auch das spannende Thema interpersoneller Gewalt. Frau Dr. Bettina Jungklaus, Dritte Vorsitzende der GfA, referiert gewohnt souverän über einen Mordfall aus 1770, in welchem an vier Individuen, drei davon subadult, 70 Axthiebe aufgefunden wurden und trägt auch die Unterschiede vor, welche zwischen des damaligen gerichtsmedizinischen Berichts mit den noch aufzufindenden und auswertbaren Spuren von Gewalt bestehen. Ob die tradierten Aufzeichnungen der Herkunft also in vollem Umfang den tatsächlichen Gegebenheiten entsprechen, verbleibt Thema einer spannenden nachfolgenden Diskussion unter den Tagungsteilnehmern.

Andreas Düring änderte den Fokus seines Vortrags, betitelt „Let Live and Let Die – modelling massacres using the Population & Cemetery (PCS)“ sogar noch etwas ab, um von der von Kooperation durchströmten Vorträge der Tagung als Kontrast noch mehr auf die gewalttätigen Ereignisse einzugehen.

Vor der abschließenden Podiumsdiskussion und der bereits gespannt erwarteten Preisverleihungen für die Nachwuchs-Vorträge und -poster wird Prof. Dr. Wulf Schiefenhövel, Sprecher der Arbeitsgruppe Humanethologie, in gewohnt kurzweiliger Art zum Thema „Aspects of Individual and Group Aggression in Prehistoric, Historic and Contemporary Societies“ sprechen. Er hinterfragt, wo all diese Gewalt her kommt, da der Mensch sich doch selbst als friedliebendes Wesen bezeichnen würde. Die humanethologische Sicht auf solche Ereignisse und die zu erwartende Diskussion bilden einen sehr wertvollen Beitrag zur Konferenz.

Der Preis für das beste Nachwuchs-Poster ging an Anita Toncala von der LMU München.

Der Preis für den besten Nachwuchs-Vortrag ging an Marcel Keller vom Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte in Jena.

Der hoch dotierte Hubert-Walter-Preis, welcher sozusagen das Ende des Nachwuchses einläutet, zuletzt 2013 in Bozen vergeben, ging an Dr. Andreas Rott für seine herausragende Dissertation „Phänomene der frühmittelalterlichen Reihengräberzeit aus molekularbiologischer Sicht“ aus München.

Gesamt kann die Tagung noch im Laufe der Sessions als voller Erfolg bezeichnet werden. Beim gestrigen Conference Dinner gaben sich Prof. Dr. oec. Gerhard Mauch von der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen und Geislingen wie auch Frank Nehmer, Oberbürgermeister von Geislingen a. d. Steige, unserem Veranstaltungsort für die Tagung, die Ehre. In einem sehr kurzweiligen und unterhaltsamen Grußwort hieß Frank Nehmer die akademische Konferenz nachträglich willkommen und erklärte eloquent die zwar tragischen Hintergründe, wie Geislingen zu seinem Beinamen „an der Steige“ gekommen ist, schaffte jedoch schnell die sprachliche Kurve zu einem ausgelassenen Konferenzdinner.

Frank Dehmer, Oberbürgermeister von Geislingen a.d. Steige, spricht ein Grußwort an die Tagungsgesellschaft.

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Frank Dehmer, Ober-Bürgermeister von Geislingen a.d. Steige

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Dr. Eva Peiker, mitunter organisatorisches Rückgrat der Tagung

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Dr. Martin Trautmann, Vorstands-vorsitzender der Gesellschaft für Anthropologie

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Prof. Dr. oec. Gerhard Mauch (Fakultät Wirtschaft und Recht) an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen

Mit Spannung wird nun die Diskussion zur gesamten Tagung erwartet. Das zentrale Thema wurde aus vielfältigen Blickwinkeln betrachtet und teilweise durchaus kontrovers diskutiert.

Die wertvollen Beiträge aller Mitwirkenden, egal ob inhaltlich mit einem Poster oder einer Präsentation oder auch als „gute Seele“ im organisatorischen Hintergrund, haben die Tagung zu einer energiegeladenen und gut besuchten Veranstaltung gemacht, welche die bedeutende Rolle der verschiedenen Disziplinen der Anthropologie nochmals betonen. Darüber hinaus wird spürbar, welche überregionale Bedeutung die Arbeit aller Anthropologen innehat, unabhängig davon, ob diese angeschlossen an eine Universität oder in freiberuflicher Arbeit geschieht.

Nach dem interdisziplinären Austausch wird die Kooperation der Arbeitsgruppen umso mehr gefördert und mit großer Vorfreude wird nun bereits auf das Konferenz-Thema der 13. Internationalen Tagung der Gesellschaft für Anthropologie im Jahr 2019 erwartet. Wir wünschen allen Teilnehmern eine angenehme und sichere Heimreise.