Nachricht von Stefanie Biber (biber@vestimmo.de) im Namen des Medienhauses Bauer vom 04.06.2019 über das Kontaktformular der Website:
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich bin Mitarbeiterin in der Serviceredaktion des Medienhauses Bauer, dem führenden Tageszeitungsverlag im Kreis Recklinghausen.
Einmal pro Woche kümmern wir uns unter anderem um Leserfragen aus den unterschiedlichsten Bereichen.
Gestern nun erreichte uns eine Frage, bei welcher wir gern auf Ihre Unterstützung zurückgreifen möchten!
Die Frage lautet wie folgt:
„Die Wissenschaft sagt, der Neandertaler Homo sapiens sei der nächste Vorfahre der heutigen Menschen.
Einige meinen, der Mensch stamme vom Menschenaffen ab – von einer krummen Haltung zum aufrechten Menschen, dem Neandertaler.
Ich meine, der Mensch wurde erschaffen und ist bis heute der Mensch geblieben.
Was ist richtig?“
Hier schwingt sicherlich auch ein Hauch Philosophie mit… – Uns geht es jedoch darum, unserem Leser auf gut verständliche Weise den aktuellen Stand der entsprechenden Forschung zu vermitteln.
Können Sie uns bzw. ihm hier weiterhelfen?
Vielen Dank im Voraus und liebe Grüße aus Marl,
Steffi Biber
Medienhaus Bauer
Redaktion Vestimmo/Onkel Max
Kampstraße 84b
45772 Marl
Tel.: 02365/107-1416
Mail: biber@vestimmo.de
Antwort von Felix Engel am 04.06.2019:
Sehr geehrte Frau Biber,
vielen Dank für Ihre Nachricht über das Kontaktformular der Gesellschaft für Anthropologie. Sie werden in Kürze Antwort von uns erhalten.
Mit besten Wünschen
und freundlichem Gruß,
Felix Engel
Nachricht von Felix Engel am 04.06.2019:
Lieber Martin,
lieber Jörg,
über das Kontaktformular der GfA-Website ist heute eine Anfrage reingekommen, die Ihr ganz unten nachlesen könnt. Ich leite diese an
Euch als Vorstandsvorsitzenden und Spezialist für Paläoanthropologie weiter, mit der Bitte um eine Antwort im Namen der GfA. Um Euch die
Arbeit zu erleichtern habe ich einen Formulierungsvorschlag für eine Antwort geschrieben. Bitte verändert diesen nach Belieben oder schreibt ganz neu.
### Beginn Formulierungsvorschlag
Sämtliche Forschungsergebnisse der biologischen Wissenschaften bestätigen, dass alle Arten von Lebewesen einer biologischen Evolution unterliegen. Dies bedeutet, dass innerhalb einer Art eine Vielfalt vererbbarer biologischer Merkmale besteht, die sich von Generation zu Generation verändert. Da die Lebensbedingungen der meisten Lebewesen nicht immer gleich bleiben, ist dadurch sicher gestellt, dass es in jeder Generation Individuen gibt, die unter den aktuellen Bedingungen gedeihen. Dadurch passt sich die Zusammensetzung der verfügbaren Merkmale den Umweltbedingungen an. Neue Arten entstehen dadurch, dass Gruppen von Lebewesen starke und zielgerichteten Anpassungen ihres Genguts unterliegen. Dieses Verständnis ist eine sehr gut gesicherte wissenschaftliche Erkenntnis.
Die entscheidenden Anpassungen in der Evolution der Menschen ist die Entwicklung des aufrechten Gangs und die daraus folgende Spezialisierung der Hände sowie die Entstehung größerer und komplexerer Gehirne. Durch weitere biologische und kulturelle Anpassungen ist es den Menschen gelungen, in zahlreichen Regionen der Erde ansässig zu werden. Für diese Vorgänge gibt es nur spärliche und meist indirekte Belege, so dass sie im Detail schwer zu rekonstruieren sind. Während jüngere evolutionäre Trends der Menschheit gut zu erforschen sind, ergeben die wenigen Forschungsobjekte aus der Entwicklung früher Menschenformen kein klares Bild.Weil die erhaltenen Skelettreste aus dieser Zeit sehr unterschiedlich aussehen, bestand zeitweilig die Hypothese, dass sich neben den Vorfahren der heutigen Menschen (zusammengefasst als ‚Homo sapiens‘) eine weitere Art (zusammengefasst als ‚Homo neanderthalensis‘) entwickelt habe. Seit es möglich ist, aus solchen Funden Überreste der Gene zu gewinnen, ist bekannt, dass eine solche Artbildung zumindest nicht ganz abgeschlossen war. Die heutigen Menschenaffen wurden zu keinem Zeitpunkt als Abstammungsvorfahren der Menschen angesehen. Dies wäre auch nicht denkbar, da alle diese Arten heute noch existieren.
Die Schöpfung ist ein komplexes, wandelhaftes System, in dem alle geschaffenen Lebewesen bleiben was sie immer waren: in steter Veränderung. Die GfA hat sich im Jahr 2000 einer Stellungnahme der American Anthropological Association zum Thema Evolution und Kreationismus angeschlossen. Deren Wortlaut finden Sie hier:
https://gfa-anthropologie.de/wp-content/uploads/2017/08/Statement-on-Evolution-and-Creationism.pdf
### Ende Formulierungsvorschlag
Vielen Dank für Eure Hilfe.
Alles Gute,
mit herzlichen Grüßen,
Felix
Nachricht von Jörg Orschiedt am 04.06.2019:
Hallo Felix,
ich würde eher knapp antworten:
Die wissenschaftliche Bezeichnung des Neandertalers ist Homo neanderthalensis oder Homo sapiens neanderthalensis, abhängig von der Auffassung ob er eine eigene Art oder Unterart des heutigen Menschen Homo sapiens darstellt. Der heutige Mensch stammt nicht von den Menschenaffen ab, vielmehr haben sie gemeinsame evolutionäre Wurzeln. Der Mensch ist nicht das Resultat eines Schöpfungsvorganges sondern das einer evolutionären Entwicklung.
Schließlich noch der Hinweis auf die Homepage zu Evolution und Keationismus
Gruß
Jörg
Nachricht von Felix Engel am 06.06.2019:
Sehr geehrte Frau Biber,
in Absprache mit dem Vorstand der Gesellschaft für Anthropologie kann ich Ihnen folgende Antwort auf Ihre Anfrage vom 04.06.2019 übermitteln.
Die wissenschaftliche Bezeichnung des Neandertalers ist Homo neanderthalensis oder Homo sapiens neanderthalensis, abhängig von der Auffassung ob er eine eigene Art oder Unterart des heutigen Menschen Homo sapiens darstellt.
Der heutige Mensch stammt nicht von den Menschenaffen ab, vielmehr haben sie gemeinsame evolutionäre Wurzeln.
Der Mensch ist nicht das Resultat eines Schöpfungsvorganges sondern das einer evolutionären Entwicklung.
Die GfA hat sich im Jahr 2000 einer Stellungnahme der American Anthropological Association zum Thema Evolution und Kreationismus angeschlossen. Sie können das Dokument an folgender Stelle herunterladen:
https://gfa-anthropologie.de/ueber-die-gfa/stellungnahmen/
Ich hoffe, diese Informationen beantworten Ihre Anfrage. Für Rückfragen stehe ich gerne zur Verfügung.
Mit besten Wünschen
und freundlichem Gruß,
Felix Engel
Anwort von Stefanie Biber am 06.06.2019:
Guten Morgen, Herr Engel,
vielen Dank für die Info und den Link!
Gibt es eine deutsche Version des Textes der AAA?
Viele Grüße aus Marl,
Steffi Biber
Nachricht von Felix Engel am 06.06.2019:
Sehr geehrte Frau Biber,
leider gibt es keine deutsche Übersetzung der Stellungnahme. Die GfA unterstützte seinerzeit die Stellungnahme der amerikanischen Kolleginnen und Kollegen, um Solidarität und Einigkeit der Wissenschaft zu demonstrieren. In den USA sind die Wissenschaften in dieser Hinsicht höherem Druck ausgesetzt als hierzulande.
Über Evolution und menschliche Stammesgeschichte gibt es ein breites Angebot populärwissenschaftlicher Veröffentlichungen. Ein Kollege von mir empfiehlt auch die Website www.evolution-mensch.de als Einstieg für die interessierte Öffentlichkeit.
Sowohl die katholische Kirche als auch die evangelischen Landeskirchen haben sich meines Wissens nach öffentlich vom Kreationismus distanziert. Gut verfügbar ist zum Beispiel die Stellungnahme der Evangelischen Landeskirche Württemberg „Zum Kreationismus und zum ‚intelligenten Design'“ von 2007.
Soweit meine persönliche Kenntnis über verfügbare Ressourcen im deutschsprachigen Raum. Allerdings muss ich betonen, dass ich mich nie speziell mit dem Thema befasst habe.
Ich hoffe, diese Informationen helfen Ihnen und Ihrem Leser weiter.
Mit besten Wünschen
und freundlichem Gruß,
Felix Engel
Nachricht von Stefanie Biber am 06.06.2019:
Hallo, Herr Engel,
vielen Dank für die Zusatzinfos!
Ja, das ist schon ein weites Feld… Aber ich denke, wir können unserem Leser mit diesem Material gut weiterhelfen!
Viele Grüße aus Marl,
Steffi Biber