Glossar
Auf dieser Seite finden Sie Erklärungen zu den Fachbegriffen aus der Anthropologie.
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Ätiologie: Lehre zur Erforschung von Krankheitsursachen
Akromion: Anatomische Struktur am Schulterblatt; eine der Ursprungsstellen des Deltamuskels
Akzeleration: Beschleunigung/Vorverlegung der Entwicklung (s.a. säkularer Trend)
Altern: Altern ist die irreversible zeitabhängige Veränderung von Struktur und Funktion lebender Systeme.
Alveole: Zahnfach im Kieferknochen
Anatomie: Anatomie (incl. Zytologie, Histologie und Morphologie) ist die Lehre von Form und Bau des menschlichen Körpers, seiner Organsysteme, Organe und Gewebe. Sie ist vor allem eine beschreibende Disziplin und eine der ältesten wissenschaftlichen Disziplinen, die sich mit der Biologie des Menschen beschäftigen.
Anatomische Varianten: Obwohl der anatomische Bauplan aller Menschen grundsätzlich Übereinstimmungen zeigt, gibt es in zahlreichen Detailausprägungen Abweichungen. Diese Merkmalsunterschiede sind individuell, teilweise genetisch oder epigenetisch, als Umweltanpassung und teilweise wohl auch zufällig begründet. Teilweise können sie für eine mehr oder weniger eindeutige Individualidentifikation herangezogen werden (Fingerabdruckmuster, Venennetz des Handrückens). Auch am Skelett lassen sich zahlreiche Varianten (etwa im Verlauf der Schädelnähte oder beim Zahnkronenmuster) finden, die nach Studien familiär gehäuft auftreten und daher für Analysen zu verwandtschaftlicher Nähe herangezogen werden können, wenn genetische Untersuchungen aus bestimmten Gründen nicht möglich sind.
Anthropometrie: Die Anthropometrie ist eine Methode, die auf dem Messen und Vergleichen menschlicher Körpermerkmale beruht. Es werden standardisierte Verfahren angewendet, um die Köpermessdaten zu ermitteln. Die Messmethodik geht ursprünglich auf Rudolf Martin (1924) zurück. Er hat Messstrecken und Messmethoden am menschlichen Körper definiert und beschrieben. Die Anweisungen umfassen Messpunkte, Messstrecken, Körperhaltung des Probanden während der Messung und eine Festlegung des zu verwendenden Messgeräts. Anwendung findet die Anthropometrie z. B. in der Industrieanthropologie, wo sie Konstrukteure und Designer für die Entwicklung von Stühlen, Autositzen, Matratzen usw. nutzen.
Die Vermessung des Skeletts mit dem Ziel, Form und Größe der Skelettelemente eines Individuums zu erfassen, nennt man Osteometrie. Dabei wird prinzipiell die gleiche Methodik wie bei der Anthropometrie angewendet. Es werden nach standardisierten Verfahren Streckenmaße zwischen klar definierten Punkten auf den Knochen mit vorgegebenen Messwerkzeugen abgenommen. Dafür gibt es eine große Sammlung exakt definierter und beschriebener Messstrecken. Heute werden üblicherweise nur noch ausgewählte Maße erfasst, um die Körperhöhe oder die Robustizität eines Individuums zu rekonstruieren.
Anthropozän: Anthropozän ist der Name für eine vorgeschlagene neue geologische Epoche, das Erdzeitalter des Menschen. Die Bezeichnung Anthropozän geht auf einen Artikel des Chemikers Paul Crutzen zurück, der 2002 in der Fachzeitschrift Nature erschien. Der Einfluss des Menschen sei so groß und nachhaltig geworden, dass er geologisch wirksam sei, und deswegen schlug er vor, ein neues Erdzeitalter auszurufen. Auf dem Internationalen Geologischen Kongress 2016 in Kapstadt, Südafrika, plädierte eine eigens zur Prüfung dieser Frage eingesetzte Arbeitsgruppe für diesen Vorschlag. Die zuständige Internationale Kommission für Stratigrafie hat bislang noch nicht über die Aufnahme des Anthropozäns als eigene geologische Epoche entschieden. Diskutiert wird auch noch der Beginn des Anthropozäns: 1950 (Atombombentests), 1800 (Industrialisierung) oder vor rund 7000 Jahren (Ackerbau und Viehzucht).
Apophyse: Bis zum Abschluss des Wachstums separates Knochenteil ohne Gelenkfunktion
Approximalkaries: Karies an den Berührungsflächen der Zahnkronen zw. Nachbarzähnen
Archäometrie: Die Archäometrie ist die naturwissenschaftliche Untersuchung von archäologischem Fundmaterial und ergänzt die archäologischen Methoden. Es werden naturwissenschaftliche Methoden wie Materialanalyse, 14C-Datierung, Isotopenanalyse, Spurenelementanalyse oder molekularbiologische Analysen eingesetzt, um kulturwissenschaftliche Fragen zu klären, die mit geisteswissenschaftlichen Methoden allein in dieser Weise nicht beantwortet werden könnten.
Atrophie: Rückbildung
Autolyse: Abbau/Auflösung durch eigene, freiwerdende Zellenzyme
Autopodium: (Knochen der) Hände und Füße, untergliedert nach Basipodium: Hand-/Fußwurzel, Metapodium: Mittelhand/-fuß und Akropodium: Hand-/Fußzehen
Bioarchäologie: Primär befasst sich die Archäologie mit der Untersuchung und dem Vergleich von Artefakten und Grabungsbefunden, um die Lebensumstände früherer Bevölkerungen zu rekonstruieren. Die B. ist ein Teilgebiet der archäologischen Forschung, das vor allem die Überreste von Lebewesen in Ausgrabungskontexten als Quellenmaterial heranzieht. Zum einen können hierdurch ganz eigene Fragestellungen bearbeitet werden (etwa zu Ernährungs- und Wirtschaftsweise), bisweilen sind aber die Überbleibsel von Pflanzen, Tieren und Menschen auch die einzigen verfügbaren Informationsträger. Sie werden von Archäobotanikern, Archäozoologen oder Anthropologen unter Einsatz naturwissenschaftlicher Methoden untersucht. Die Verknüpfung dieser und weiterer Umweltdaten dienen dann zur Rekonstruktion vergangener ökologischer Räume und Subsistenzstrategien, also der Erforschung von Umwelt und Wirtschaft der untersuchten Kultur.
Biologie: Die Biologie ist die Wissenschaft von den Lebewesen. Sie befasst sich mit den Organismen, den in ihnen ablaufenden Vorgängen, ihren Wechselwirkungen mit der Umwelt, ihrer Entwicklung, ihren Lebensweisen und Anpassungen. Es geht um die Aufklärung von chemischen und physikalischen Prozessen in Zellen und Geweben bis hin zur Untersuchung komplexer Zusammenhänge zwischen Individuen, Populationen und Ökosystemen. Die Biologie gehört zu den Naturwissenschaften und ihre Methoden sind die Beobachtung, die Messung, das Experiment und der Vergleich. Man kann die Biologie mehr oder weniger fein in verschiedene Disziplinen auffächern wie z. B. Anthropologie, Zoologie, Botanik, Mykologie, Mikrobiologie, Systematik, Entwicklungsbiologie, Ökologie, Molekularbiologie, Neurobiologie, Physiologie, Evolutionsbiologie, Soziobiologie, Populationsbiologie oder Zellbiologie. Es gibt jedoch keine allgemein anerkannte systematische Einteilung in klar voneinander getrennte Unterdisziplinen. Daher sind die Teilbereiche und ihre Benennungen auch einem ständigen Wandel unterworfen. Man könnte zusammenfassend von „Biowissenschaften“ anstelle von „der Biologie“ sprechen.
Biologische Uhren: Biologische Uhren (innere Uhren) sind körpereigene (endogene) Mechanismen der Zeitmessung. Sie haben sich zur Antizipation des Tag-Nacht-Rhythmus im Laufe der Stammesgeschichte ausgebildet. Sie können den Menschen auf den Tag vorbereiten, noch bevor er eingetreten ist. Hierzu bewirkt die innere Uhr vor Sonnenaufgang einen Anstieg des Hormons Cortisol (Weckhormon), der Herzfrequenz, des Blutdrucks und der Körperkerntemperatur. Ein Kennzeichnen biologischer Uhren ist, dass sie auch ohne äußere Einflüsse (Umwelteinflüsse) endogen ihren Rhythmus beibehalten können.
Biometrie: Die Biometrie ist die Wissenschaft und Technologie zur Messung und Auswertung von biologischen Daten. Sie ist ein Zusammenspiel von Biowissenschaften, Medizin, Statistik, Mathematik und Informatik. Als biometrische Statistik ist sie wichtiger Bestandteil bei der Auswertung von Messungen aller Art an Lebewesen, z. B. bei medizinischen Studien in der klinischen Forschung.
Anwendung finden biometrische Verfahren auch bei der Personenerkennung. Dabei werden bestimmte Merkmale wie DNA, Fingerabdruck, Netzhaut und Iris der Augen, Stimmmuster, Gesichtsmuster oder Eigenschaften der Hände zur Authentifizierung herangezogen. Diese biometrischen Erkennungsverfahren haben in den letzten Jahren durch den technologischen Fortschritt einen rasanten Aufschwung erlebt.
Brachykephalisation: Tendenz zur Verrundung des Hirnschädels
Chronobiologie: Dieser Teilbereich der Physiologie befasst sich mit biologischen Rhythmen und zeitlichen Gesetzmäßigkeiten vor allem bei periodischen Lebensprozessen (z.B. Schlaf-Wach-Rhythmus, Körpertemperatur-Rhythmus, Hormon-Rhythmen). Untersucht werden die zeitlichen Abläufen der verschiedenen Körperfunktionen in biologischen Systemen, ihre Steuerungsmechanismen und die Ursachen und Folgen möglicher Störungen.
Als Teilgebiet der C. kann die Altersforschung aufgefasst werden, die sich mit regelmäßigen Veränderungen eines Organismus im Laufe des Alterns beschäftigt.
Cortisol: Das Hormon Cortisol (Hydrocortison) zählt zur Gruppe der Glucocorticoide und wird in der Nebennierenrinde gebildet. Die Bildung von Cortisol wird durch das adrenocorticotrope Hormon (ACTH) aus der Hypophyse stimuliert. Die Sekretion von Cortisol folgt einem circadianen (24-Stunden)-Rhythmus mit einem Maximum morgens nach dem Aufwachen und einem Minimum im ersten Nachtdrittel. Es spielt eine wichtige Rolle bei der Untersuchung biologischer Rhythmen (Chronobiologie). Cortisol aktiviert Stoffwechselprozesse und führt zur Bereitstellung energiereicher Verbindungen. Es hemmt Entzündungen und dämpft das Immunsystem.
Daktyloskopie: Die Daktyloskopie (griech. „Fingerschau“) ist ein kriminalistisches Verfahren zur Personenidentifizierung anhand der Papillarlinienbilder von Fingern, Handflächen und in seltenen Fällen auch den Fußsohlen. Die Methode, mit der bereits 1892 in Argentinien ein Mord aufgeklärt wurde, basiert auf der Einmaligkeit und der natürlichen Unveränderlichkeit der menschlichen Leistenhaut.
Man unterscheidet die Tatort- von der Zehnfingerdaktyloskopie: Erstere befasst sich mit der Untersuchung von Hautleistenspuren, die an Tatorten oder auf Diebesgut hinterlassen wurden. Neben der Identifizierung des Spurenverursachers, können durch den Abgleich von Spuren verschiedener Tatorte auch Serientäter entlarvt oder Tatzusammenhänge aufgedeckt werden. Die Zehnfingerdaktyloskopie dient der Identitätsfeststellung von lebenden Personen und unbekannten Toten – auch im Rahmen von IDKO-Einsätzen (Identifizierungskommission des Bundeskriminalamtes) zur Identifizierung von Katastrophenopfern im In- und Ausland.
Für eine Identifizierung müssen sowohl das Papillarleistenmuster (man unterscheidet zwischen Bogen-, Schleifen- und Wirbelmuster) als auch die kleinräumigen anatomischen Merkmale eines Fingerabdruckes (auch Minutien genannt) übereinstimmen. Weitere Kriterien stellen die mikroskopisch kleinen Schweißporen in den Papillarlinien oder auch der Kantenverlauf der Hautleisten dar.
Ob Fingerspur oder Zehnfingerabdruckblatt, beides wird in Deutschland mit den Beständen der zentralen Fingerabdrucksammlung des Bundeskriminalamtes verglichen. Bis zur Einführung des ersten halbautomatischen Datenverarbeitungssystems im Jahr 1976 erfolgte dies rein manuell mit Hilfe von Lupe und Zählnadel am Karteischrank. Aus diesem Grund war die Klassifizierbarkeit der Fingerabdruckbilder in jenen frühen Jahren besonders wichtig: nur so konnte der Daktyloskop in einer großen Menge von Daten gezielt und schnell suchen. Mit der Einführung von AFIS (Automatisiertes Fingerabdruck-Identifizierungs-System) im Jahr 1993 verkürzte sich der Zeitaufwand für eine Recherche zwar erheblich – die endgültige Entscheidung über einen „Spurentreffer“ fällt jedoch noch immer der daktyloskopische Sachverständige.
Ein grundsätzlicher Unterschied zwischen der Tatort- und der Zehnfingerdaktyloskopie besteht in der Qualität des Untersuchungsmaterials: Während für letztere in der Regel die Abdrücke aller Finger der betreffenden Person zur Verfügung stehen, die bewusst mit Hilfe von Druckerschwärze oder einem Fingerabdruckscanner aufgenommen wurden, muss sich der Spurendaktyloskop zumeist mit einem Fragment eines Finger- oder Handflächenabdruckes begnügen. Die Anforderungen an den Bearbeiter, diese „Visitenkarte“ des Täters zu entziffern, sind entsprechend hoch.
Demografische Simulation: Mit demografischen und paläodemografischen Daten lassen sich Bevölkerungen virtuell nachbauen und Bevölkerungsverschiebungen und historische Ereignisse mit dem Computer simulieren (Population & Cemetery Simulator – PCS). Verschiedene Szenarien können gegenübergestellt und mit kontextuellen Informationen verknüpft werden.
Es gibt mathematische Unterschiede zwischen der Gesamtheit der Toten auf einem Friedhof und der lebenden Population(en), die ihre Verstorbenen dort beerdigt hat. Simulationen erlauben es, auf Gräberfeldern erhobene demografische Daten in Daten umzuwandeln, die der einst lebenden Population entsprechen könnten, die ihre Toten dort bestattet hat.
Agentenbasierte Simulationsverfahren erlauben es heute, dass Individuen und deren Interaktionen in einer virtuellen Petrischale nachgebaut werden können. Damit ist es möglich, die Wahrscheinlichkeit und Besonderheit vergangener demographische Spuren hinterlassender Ereignisse zu untersuchen, beispielsweise Massaker, Seuchenereignisse oder auch ganz normale vormoderne Lebensbedingungen. Wie lange können etwa kleine isolierte Populationen überleben? Hat eine Veränderung der Geburtenrate oder des mittleren Heiratsalters einen höheren Einfluss auf die Bevölkerungszusammensetzung als eine Veränderung der Sterblichkeitsrate etc.?
Hat man eine passende vormoderne menschliche Bevölkerung simuliert, können über die Demografie hinausgehende Fragen untersucht werden. Man kann die virtuellen Individuen mit Krankheiten infizieren, hungern lassen, mit archäologischen Artefakten ausstatten, die man in ihren Gräbern fand, sie in Siedlungen platzieren oder wanden lassen.
Diaphyse: Mittelstück der Röhrenknochen
Diploe: Mittlere Schicht des Schädelknochens
distal: Richtungsbezeichnung: vom Körper weg zeigend
DNA: Abkürzung für Desoxy-Ribonucleine-Acid (deutsch: DNS); Erbsubstanz; aDNA = ancient DNA, mt-DNA = mitochondriale DNA
dorsal: Richtungsbezeichnung: zur Rückenseite hin
Epigenetik: Die Epigenetik befasst sich mit dem Zusammenspiel von Genom und Umwelt. Es geht um die Mechanismen, die die An- und Abschaltung der Gene festlegen. Das ist die Voraussetzung dafür, dass ein Organismus mit verschiedenen Zelltypen wie Muskelzellen, Leberzellen, Hautzellen usw. entsteht. Die Änderungen (Modifikation) der Genfunktion werden durch Enzyme, die bestimmte Abschnitte des DNA-Strangs durch das Anheften kleiner chemischer Gruppen (Methylierung, Acetylierung, Phosphorylierung) markieren, hervorgerufen. Die Änderung betrifft also nicht das „Innere“ des DNA-Strangs, die Nukleotidsequenz, sondern das „Äußere“, es spielt sich eine Ebene darüber ab. Daher auch der Name: „epi“ ist das griechische Wort für „darüber“ oder „dazu“. Die epigenetischen Veränderungen sind im Phänotyp sichtbar, jedoch nicht im Genotyp. Die Körperzellen steuern auf diese Weise, wann sie welche Proteine in welchen Mengen produzieren. Das ist u. a. abhängig vom Entwicklungsstadium und von Umwelteinflüssen. So sind Lebewesen in der Lage, trotz des recht starren Genoms flexibel auf ihre Umwelt zu reagieren.
Die Forschung zeigt, dass die Entstehung von Krankheiten oder die Veränderung von Persönlichkeitsmerkmalen epigenetisch beeinflusst sein können. Dabei handelt es sich um epigenetische Prägungen, die ein Mensch im Laufe seines Lebens erfährt. Doch sehr wahrscheinlich werden diese Prägungen beim Menschen nicht an die Kinder und Enkel vererbt. Denn es herrscht eine strikte Trennung zwischen Körperzellen und Keimzellen, die ihre Erbinformationen an die Nachkommen weitergeben. Bei den Keimzellen werden in einer frühen Entwicklungsphase des Embryos fast alle epigenetischen Markierungen entfernt.
Ethnoarchäologie: Für die Interpretation der Nutzung oder gesellschaftlichen Bedeutung vieler Objekte oder Befunde aus der archäologischen Forschung mangelt es an brauchbaren überlieferten Erklärungen, und oft erschließt sich der Gebrauch oder symbolische Inhalt historischer Relikte nicht aus der einfachen Anschauung. Als ein möglicher Hilfsansatz wird der Vergleich mit rezenten Bevölkerungen in verschiedenen Regionen der Welt herangezogen, bei denen sich entsprechende oder ähnliche Objekte oder Strukturen noch in Gebrauch finden. Die Methode ist nicht unkritisch, da eine augenscheinliche Übereinstimmung nicht eine tatsächliche Gleichheit bedeuten muss und durch einen falschen Erklärungsansatz in Folge ganze Erklärungswelten unrichtig erstellt werden können. Auch der oft unkritische Zugriff von Archäologen auf ethnografische Informationen kann eine zusätzliche Fehlerquelle darstellen. Trotzdem ist die Erforschung und das Verständnis menschlicher Verhaltensweisen im Vergleich, also die Gebiete der Ethnologie und Humanethologie, ein wertvolles Hilfsmittel für die Untersuchung vergangener und besonders schriftloser Kulturen.
Evolutionsbiologie: Die Evolutionsbiologie setzt sich mit der Entstehung des Lebens und der Entwicklung der Arten auseinander. Es geht dabei um die Mechanismen und Konzepte der Evolution wie Mutation (Veränderung der Erbinformation) und Rekombination, die für Variabilität sorgen, an der die Selektion (natürliche Auslese) ansetzt und zur Adaptation (Anpassung an die Umweltbedingungen durch Änderung der Erbinformation) führt. Erforscht werden nicht nur die Entstehung und Entwicklung körperlicher Merkmale, sondern auch die Evolution von Verhalten, also die Strategien, die Tiere und auch der Mensch zum Überleben in ihrer Umwelt entwickelt haben. Die Evolutionsbiologie ist ein interdisziplinäres Fachgebiet und verbindet Erkenntnisse aus der Paläontologie, Ökologie, Verhaltensbiologie, Molekularbiologie und Genetik.
Feldanthropologie: Das Teilgebiet der archäologischen Feldanthropologie befasst sich sowohl mit anthropologischen Fragestellungen, die im Zuge archäologischer Ausgrabungen geklärt werden (anthropologische Feldbefundung) als auch mit archäologischen Fragestellungen, die im Zusammenhang mit Skelettfunden / Grabbefunden auftreten. Sie ist von anderen Feldanthropologien, wie z.B. der primatologischen oder der ethnologischen Feldforschung, abzugrenzen.
Fragestellungen, die die archäologische Feldanthropologie beantwortet, sind sowohl archäologischer als auch anthropologischer Natur. Sie bildet damit eine Schnittstelle zwischen den beiden Disziplinen.
So sind Beobachtungen zum Grabbau, Bestattungsritus und zu taphonomischen Abläufen zwar originär archäologische Fragestellungen. Ihre (Mit)Beantwortung von anthropologischer Seite generiert jedoch einen definitiven Mehrwert. Darunter fallen alle Einflüsse, die vom bestatteten Körper ausgehen oder sich auf diesen rückwirken.
Beispielsweise liefern die Art der Bodenbeschaffenheit und Details im Grabbau Erklärungen für den Erhaltungszustand eines Skeletts. Verlagerungen und Details der anatomischen Position wiederum lassen Rückschlüsse auf nachträgliche Störungen der Bestattung (z.B. durch Tiergänge oder Grabraub) zu und geben Hinweise auf den Ablauf der eigentlichen Niederlegung des Leichnams.
Eine klare Trennung zwischen archäologischen und anthropologischen Methoden bei der Bearbeitung eines Grabbefundes ist nicht immer möglich.
Archäologische Arbeiten am Befund, bei deren Durchführung durch eine anthropologische Fachkraft ein möglichst hoher Informationsgehalt gesichert wird, sind mindestens das Freipräparieren des Skeletts, die Beprobung der Knochen, die Befundbeschreibung und das Bergen der Knochenfunde sowie ihre Verpackung für Transport und Lagerung.
Eigentliche anthropologische Feldtätigkeiten, deren Durchführung auch von der Fragestellung auf der Ausgrabung abhängen sind: Fotodokumentation mit Fokus auf anthropologisch relevante Detailfragen und eine schriftliche Befunddokumentation, die neben den rein archäologischen Standards auch anthropologisch relevante Beobachtungen vermerkt..
Bis zu einem gewissen Grad lassen sich auch Merkmale des Skeletts, die üblicherweise im Rahmen der anthropologischen Laborbefundung erhoben werden (z.B. Alters- und Geschlechtsbestimmung, pathologische Veränderungen), bereits auf der Ausgrabung erheben.
Insbesondere bei schlechter Skeletterhaltung, die das Bergen der Knochen erschwert oder unmöglich macht, wird die archäologische Feldanthropologie umso wichtiger. Hier müssen sämtliche noch zu gewinnende Informationen, sowohl die originär archäologischen als auch die spezifisch anthropologischen, in situ erhoben werden.
Genotyp: Genotyp ist die Bezeichnung für die Gesamtheit der Gene (genetischen Information) eines Individuums. Er bestimmt zusammen mit Umwelteinflüssen (siehe Epigenetik) das Erscheinungsbild (Phänotyp) eines Individuums. Man kann beim Genotyp unterscheiden zwischen Haplotyp und Diplotyp. Der Haplotyp besteht nur aus den Genen eines Chromosomensatzes (z. B. beim Menschen des X- oder Y-Chromosoms), der Diplotyp beschreibt die Genpaare des doppelten Chromosomensatzes.
Gesichtsrekonstruktion: Die Rekonstruktion individueller Gesichtszüge anhand knöcherner Überreste wird häufig im Bereich der Forensischen Anthropologie eingesetzt, um die Identifizierung unbekannter Toter zu unterstützen. Ein weiterer Einsatzbereich ist die museale Rekonstruktion; hier soll aus Gründen der Anschaulichkeit verstorbenen Persönlichkeiten ein individuelles Antlitz zurückgegeben werden.
Die Methode beruht im Wesentlichen darauf, dass die Weichteilbedeckung des Schädels im Gesichtsbereich bestimmten Gesetzmäßigkeiten folgt. Diese Bedeckung wird virtuell, zeichnerisch oder durch Modellierung auf den vorhandenen Schädel aufgetragen, und auf der Grundlage ergänzender Erkenntnisse zu Geschlecht, Sterbealter, ethnischem Hintergrund, Ernährungs- und Gesundheitszustand sowie evtl. rekonstruierbarer individueller Merkmale wie Behaarung, Gesichtsverletzungen oder ähnliches weiter individualisiert.
Humanevolution: Humanevolution meint die Evolution, also die Abstammung und Entwicklung des Menschen (Homo sapiens). Wichtige Erkenntnisse zur Rekonstruktion der Stammesgeschichte des Menschen liefert die Paläoanthropologie, die sich mit der Analyse der Fossilfunde (morphologisch und molekularbiologisch) befasst. Die menschliche Stammesgeschichte beginnt vor ca. 6 Millionen Jahren in Afrika an der Weggabelung, wo sich die beiden Wege, die zu den heutigen Schimpansen und zu den heutigen Menschen führen, trennten. Allerdings ist der „menschliche Weg“ alles andere als geradlinig und klar. Es gab mehrere Menschenarten wie z. B. Australopithecus afarensis, Australopithecus africanus, Paranthropus robustus, Paranthropus boisei, Homo erectus, Homo neanderthalensis oder Homo sapiens. Noch immer ist unklar, wie viele Gattungen und Arten es tatsächlich gab. Je nach Klassifizierung werden bis zu acht Gattungen mit insgesamt mehr als 20 Arten unterschieden. Ihre verwandtschaftlichen Beziehungen werden kontrovers diskutiert. Daher gibt es eine Vielzahl an vorgeschlagenen Stammbäumen. Klar ist nur, dass allein der Homo sapiens heute noch existiert. Alle heute lebenden Menschen gehören zur Art Homo sapiens, alle anderen Menschenarten sind ausgestorben.
Humangenetik: Die Humangenetik ist ein Teilgebiet der Genetik und der biologischen Anthropologie, das sich – wie der Name schon sagt – mit der Erbinformation und der Vererbung beim Menschen beschäftigt. Neben der genetischen Beratung und der Erstellung von Abstammungsgutachten spielt die Erforschung der Zusammenhänge zwischen Gen (→ Genotyp) und Merkmal (→ Phänotyp) eine große Rolle. Bei der klassischen Humangenetik waren die Zwillingsforschung und die Analyse von Familienstammbäumen die wichtigsten Methoden. Heutzutage werden pränatale Diagnostik, biochemische und molekularbiologische Methoden eingesetzt. So konnten bereits für einige Merkmalsausprägungen wie z. B. die Laktoseintoleranz oder die Augenfarbe die molekularen Ursachen (Mutationen an bestimmten Stellen in den Genen) ermittelt werden (Paläogenetik). Im Humangenomprojekt ist das menschliche Erbgut, das rund 20.000 bis 25.000 Gene enthält, weitgehend entschlüsselt worden. Nun geht es vor allem darum, die Funktionen einzelner Gene zu erforschen.
Isotopenanalyse: Isotope sind Zustandsformen chemischer Elemente mit gleicher Ordnungszahl, aber unterschiedlicher Masse in Abhängigkeit von der Anzahl von Neutronen im Atomkern. In der Anthropologie werden in der Regel stabile Isotope bestimmter Elemente untersucht, welche keinem radioaktiven Zerfall unterliegen (wie z.B. das zu Datierungszwecken geeignete 14C). Die Anthropologie macht es sich zu Nutze, dass schwere und leichte Isotope eines Elementes aufgrund thermodynamischer und biochemischer Prozesse als natürliche Marker für den Stofftransport in der Biosphäre dienen. Das Verhältnis stabiler Isotope eines Elementes in den Körpergeweben und –flüssigkeiten des Menschen (Knochen, Haare, Blut…) ist im Wesentlichen eine Funktion der entsprechenden Isotopie der konsumierten Nahrung und des Trinkwassers. Damit sind die Quellen der im Konsumenten gemessenen Isotopenverhältnisse potentiell rekonstruierbar. In der Routine werden die Isotopenverhältnisse der leichten Elemente Kohlenstoff, Stickstoff, Schwefel, Sauerstoff und Wasserstoff, sowie der schweren Elemente Strontium und Blei untersucht. Sie geben Hinweise auf das Nahrungsverhalten, die ökologischen Standortbedingungen einschließlich des Klimas, sowie Migration und Handel.
Molekularbiologie: Die Molekularbiologie erforscht die Lebensvorgänge auf der Ebene der informationstragenden Makromoleküle (DNA, RNA und Proteine) und versucht, ihre Struktur, Funktion und Umwandlung zu verstehen. Es geht um die Erforschung der Umwandlung der genetischen Information in Proteine, die Regulierung von Genen und die Funktion von Proteinen. Manchmal wird der Begriff Molekularbiologie synonym zum Begriff Molekulargenetik gebraucht. Molekularbiologische Methoden werden auf vielen Gebieten angewendet wie z. B. in der Medizin, Kriminalistik und Anthropologie. In der Anthropologie werden mit Hilfe von molekularbiologischen Methoden (Paläogenetik) z. B. Stammbäume fossiler Menschenarten erstellt, Verwandtschaftsverhältnisse von Skelettpopulationen (genetischer Fingerabdruck) aufgeklärt oder Krankheiten und Eigenschaften (z. B. die Augenfarbe) von Skelettindividuen aufgespürt.
Mumienforschung: Unter dem Begriff „Mumie“ versteht man einen Körper mit Weichteilerhaltung, der noch Ähnlichkeiten mit dem einstmals lebendigen Wesen zeigt. Es gibt sowohl menschliche als auch tierische Mumien, und auch Moorleichen und Schrumpfköpfe lassen sich unter dem Oberbegriff „Mumie“ zusammenfassen.
Die Mumifikation eines Körpers kann auf natürlichem oder künstlichem Wege erfolgen. Entscheidend ist, dass Verwesung und Fäulnis gestoppt werden; dies erfolgt in den meisten Fällen durch Austrocknung des Körpers in Folge von Wasserentzug. Natürliche Mumien entstehen z.B. im heissen Wüstensand, im Eis oder bei stetigem Luftzug. Bei künstlicher Mumifizierung werden üblicherweise die Eingeweide entfernt und der Körper anschliessend getrocknet und eingewickelt.
Während zunächst vor allem ägyptische Mumien im Fokus der Wissenschaft standen, so werden heute auch Moorleichen, Eismumien sowie südamerikanische und europäische Mumien untersucht. Bildgebende Verfahren, wie Röntgen und Computertomographie, erlauben einen zerstörungsfreien Einblick in die Mumien. Dies erlaubt nicht nur Rückschlüsse auf das biologische Profil des Toten, sondern auch auf die Mumifizierungsart. Paläogenetische Untersuchungen dienen dazu, Krankheit(-sdisposition)en und Verwandtschaftsbeziehungen aufdecken.
Odontologie: Odontologie (Zahnheilkunde) ist die Lehre der Zahn-Mund und Kieferheilkunde. Sie befasst sich als eigenständiger Bereich der Medizin mit dem Aufbau, der Funktion und den Erkrankungen von Zähnen und Zahnhalteapparat, Zahnfleisch und Kiefer. Die Odontologie lässt sich in verschiedene Teilbereiche aufgliedern. Hierzu zählen Prophylaxe (Vorsorge), Diagnostik, Parodontologie, prothetische und konservierende Zahnheilkunde, chirurgische Zahnheilkunde und Implantologie. Die Kieferorthopädie beschäftigt sich als Fachgebiet der Zahnheilkunde mit der Diagnostik und Behandlung von Zahn-und Kieferfehlstellungen.
Ökologie: Die Ökologie ist ein Teilgebiet der Biologie und erforscht die Beziehungen der Lebewesen untereinander und mit ihrer Umwelt. Mit Umwelt sind sowohl Klima, Boden, Licht, Wasser und chemische Faktoren (abiotische Faktoren) als auch andere Lebewesen (biotische Faktoren) gemeint. Traditionell werden ökologische Fragestellungen auf drei Ebenen untersucht. Dabei handelt es sich um die Wechselwirkungen zwischen Einzelorganismus und Umwelt (Autökologie), die Wechselwirkungen tierischer und pflanzlicher Populationen untereinander und gegenüber der Umwelt (Populationsökologie) und schließlich die Wechselbeziehungen innerhalb biologischer Systeme (Synökologie). Unter evolutionsbiologischen Aspekten spielen vor allem die Wechselbeziehungen eine Rolle, die die Verbreitung und das Vorkommen der Arten bestimmen. In der Ökologie geht es um das Erkennen und die Analyse von Gesamtzusammenhängen innerhalb komplexer biologischer Systeme.
Osteoarchäologie: Unter Osteoarchäologie werden die Anthropologie und die Archäozoologie zusammengefasst. Es geht also um die Analyse von menschlichen und tierischen Knochen und Zähnen (Osteologie). Die Osteoarchäologie arbeitet mit naturwissenschaftlichen Methoden und liefert Erkenntnisse zu Ernährungssituation, Arbeitsbelastung, Verwandtschaftsverhältnissen, Gesundheitszustand, demografischen Strukturen; außerdem zu der Domestikation von Haustieren, Tierimporte, Nutzung von tierischen Produkten wie Fleisch, Milch, Wolle und Arbeitskraft. Die Lebenssituationen und Umwelten der Menschen vergangener Zeiten werden auf diese rekonstruierbar.
Osteologie: Die Osteologie (von dem griechischen Wort „osteon“ für Knochen) ist die Wissenschaft von den Knochen und Skeletten. Sie ist ein wesentlicher Bestandteil der Prähistorischen Anthropologie und Archäozoologie (Osteoarchäologie). Die Untersuchung von Knochen erfolgt mit verschiedenen Methoden. Am Anfang steht die makroskopische Untersuchung mit bloßem Auge und Lupe. So können bereits das Sterbealter, Geschlecht und bestimmte Krankheiten ermittelt werden. Weitere mikroskopische und paläogenetische Untersuchungen sowie Isotopenanalysen liefern Erkenntnisse zu Krankheiten, Verwandtschaftsverhältnissen, genetischen Veranlagungen, Ernährung und geographischer Herkunft.
Paläogenetik: Die Paläogenetik ist ein recht junger Forschungsbereich, der in den letzten Jahrzehnten durch den technologischen Fortschritt einen Aufschwung erlebt hat. Die Paläogenetik ist ein Bestandteil der → Bioarchäologie und untersucht genetische Proben fossiler und prähistorischer Überreste von Menschen, Tieren und Pflanzen. Aus den Proben werden die Erbinformationen (DNA-Bruchstücke) herausgelöst, mittels Polymerasekettenreaktion (PCR) vervielfältigt und ausgelesen (sequenziert). Durch die Analyse des genetischen Materials können Artbestimmungen und Verwandtschaftsanalysen durchgeführt, Artbildungsprozesse und Wanderungsbewegungen von Populationen nachvollzogen und Krankheiten bestimmt werden.
Paläopathologie: Die Paläopathologie verbindet Methoden aus Medizin, Anthropologie und Archäologie. Wie ein Mediziner am lebenden Menschen versucht ein Paläopathologe die Krankheiten längst verstorbener Menschen zu ergründen. Natürlich fällt die Befragung des „Patienten“ weg, der Paläopathologe ist allein auf die menschlichen Überreste angewiesen. Meistens handelt es sich dabei um Knochen und Zähne, in seltenen Fällen, wie bei Mumien, sind Reste von Weichgewebe und Organen erhalten.
Zum Einsatz kommen neben der Anschauung mit bloßem Auge weitere medizinische Methoden und Techniken wie z. B. Mikroskopie (Licht- und Elektronenmikroskopie), Endoskopie oder Röntgen (klassisch und CT). Sie dienen dazu, die Symptome von Überlastungen, Mangelphasen, Infektionen, Verletzungen, Neoplasmen oder Missbildungen zu erfassen und eine Differenzialdiagnose zu treffen.
Auch paläogenetische Analysen werden angewendet, um genetische Veränderungen oder die Präsenz pathogener Krankheitserreger über ihre DNA nachzuweisen.
Die Ergebnisse paläopathologischer Untersuchungen liefern nicht nur die Geschichte von Einzelschicksalen; sie sind ein wichtiger Faktor bei der Beschreibung der Lebensbedingungen vergangener Populationen, etwa im Hinblick auf soziale Unterschiede in der körperlichen Belastung, der Inzidenz von interpersonaler Gewalt oder der Gefährdung durch Infektionen.
Pathologie: Die Lehre von Erkrankungen beschäftigt sich mit der Ursache, Symptomatik und Diagnostik von krankhaften Veränderungen. Als Krankheit wird dabei jede Einschränkung eines optimalen Befindens oder optimaler Leistungsfähigkeit betrachtet. Im weiteren Sinne gehört hierzu die Traumatologie, die sich speziell mit Verletzungen durch äußere Gewalteinwirkung befasst. Die Epidemiologie untersucht die Verbreitung bestimmter Krankheitsbilder in Bevölkerungen, oft geht es dabei um Infektionskrankheiten. Für die Anthropologie von besonderer Bedeutung ist die Paläopathologie, die sich mit pathologischen Erscheinungen an Menschen vergangener Zeiten beschäftigt. Aber auch für Fachbereiche wie die Evolutionäre Medizin, Auxologie und Public Health stellt die Pathologie eine Grundlagenwissenschaft dar.
Phänotyp: Phänotyp ist eine Bezeichnung für die Gesamtheit der sichtbaren Merkmale eines Individuums, die durch die Wechselwirkung von Erbgut (Genotyp) und Umwelt hervorgerufen werden. Der Begriff Phänotyp wird auf morphologische Merkmale ebenso angewendet wie auf physiologische Prozesse und Aspekte des Verhaltens.
Physiologie: Die Physiologie erforscht und beschreibt die Funktion des menschlichen Körpers und seiner Organe, insbesondere aus physikalischer und chemischer Sicht. Eines der wichtigsten Anliegen der Physiologie ist es, den Informationsaustausch zwischen verschiedenen Organen und ihre gegenseitige Steuerung zu verstehen.
Population: Eine Population ist eine Gruppe von Individuen derselben Art, die einen bestimmten Raum bewohnen, sich untereinander fortpflanzen und über mehrere Generationen genetisch verbunden sind. Beim Menschen benutzt man meistens den Begriff Bevölkerung. Die Population ist die Summe aller Individuen, jedoch kann kein einzelnes Individuum eine Population repräsentieren.
Säkularer Trend bzw. die säkulare Akzeleration: Mit dem Begriff säkulare Akzeleration bzw. säkularer Trend werden körperliche Veränderungen erklärt, die sich im Vergleich von einer älteren Generation (früherer Geburtsjahrgang) mit einer jüngeren Generation ergeben.
Zu den körperlichen Veränderungen zählt, neben der Zunahme z.B. der Körperhöhe durch vergleichsweise längere Beine, auch die frühere biologische Reife von Heranwachsenden. Als Ursache gelten verbesserte Lebensbedingungen (qualitativ gute Ernährung, Gute medizinische Versorgung). Nach neueren Erkenntnissen ist davon auszugehen, dass die säkulare Zunahme der Längenmaße für die zukünftigen Generationen zumindest in den Industrieländern langsam ausklingt. Auch die Korpulenzmaße (Umfangs- und Breitenmaße) unterliegen einer säkularen Entwicklung. In der Generationenfolge ist hier eher mit einer Zunahme also einem positiven säkularen Trend als mit einem Ausklingen zu rechnen.
Spurenelementanalyse: Die Spurenelementanalyse gehört zu den archäometrischen Methoden. Spurenelemente sind in sehr geringen Konzentrationen im menschlichen Körper vorhanden, darunter auch Schadstoffe wie das Schwermetall Blei. Blei gelangt bei der Metallverarbeitung (Erzverhüttung) in die Umwelt. Blei-Analysen von archäologischen Skelettfunden zeigen die Entwicklung anthropogenen Schwermetalleintrags in die Umwelt seit dem Beginn der Metallverarbeitung in der Kupfer- und Bronzezeit.
Neben solchen spezifischen Analysen wurden Verhältniswerte bestimmter Elemente und Spurenelemente (vor allem Calcium, Barium, Strontium, Magnesium) in menschlichen Knochen als kennzeichnende Marker für unterschiedliche Nahrungsbestandteile herangezogen, etwa um das Verhältnis von Lebensmitteln tierischer gegenüber pfllanzlicher Herkunft zu bestimmnen. Aufgrund methodischer Probleme (v.a. Bodenkontamination) wird heute der Isotopenanalyse der Vorzug gegeben.
Taphonomie: Der Begriff (von griech. táphos ‚Grab’) wurde 1940 von Ivan Efremov eingeführt. Die T. befasst sich mit den Vorgängen der körperlichen Zersetzung von Lebewesen nach ihrem Tod. Neben üblichen Diagenesevorgängen am Kadaver wie Fäulnis oder Verwesung werden auch andere Prozesse wie Verbrennung, Zerstückelung, Tierfraß, Verwitterung oder Fossilisation untersucht. Ziel taphonomischer Untersuchungen ist es, die Einflüsse des postmortalen Umfelds zu verstehen und dadurch bestimmte Informationsfilter oder –modifikatoren in der Untersuchung von körperlichen Überresten besser berücksichtigen zu können. Taphonomische Erkenntnisse liefern außerdem wertvolle Hinweise zu Liegezeit und Liegemilieu sowie evtl. zum Bestattungsbrauch.
Traumatologie: Die „Wissenschaft der Verletzungen“ hat sich zunächst in der Medizin aus der Unfallchirurgie entwickelt. Dabei steht die Erforschung der Entstehungsmechanismen und der physiologischen Auswirkungen von Verletzungen durch äußere Gewalteinwirkung im Mittelpunkt, aber auch die Prognose von Folgen und Therapien.
Weiterhin ist die T. in der Forensischen Medizin relevant; hier befasst sie sich vor allem mit der Rekonstruktion der Vorgänge, die zu einer vorliegenden Verletzung geführt haben. In diesem Sinne spielt die T. auch in der Forensischen Anthropologie und Paläopathologie eine Rolle.
Auf der Grundlage von Vergleichen und Experimenten wird erforscht, wie bestimmte Verletzungsspuren – überwiegend am Knochenmaterial – zustande kommen können, ob sie eher auf Unfälle oder interpersonale Gewalt zurückzuführen sind, welche Gerätschaften zur Verletzung geführt haben dürften, und wie der Traumavorgang zu rekonstruieren ist und welche Folgen für das Opfer anzunehmen sind.
Uhrengene: Uhrengene bilden die molekulare Grundlage biologischer Uhren. Beim Menschen sind etwa zehn Uhrengene bekannt (z.B. CLOCK und PERIOD). Uhrengene kodieren für bestimmte Eiweiße. Die Konzentration der Eiweiße in einer Zelle steigt bis zu einem Schwellenwert an. Daraufhin blockiert das Eiweiß sein eigenes Gen, und die Produktion wird eingestellt. Sinkt die Konzentration unter einen weiteren Schwellenwert, beginnt der Prozess erneut. Auf diese Weise wird ein endogener Rhythmus erzeugt. Neben negativen Rückkopplungsschleifen gibt es auch andere Formen der Interaktion zwischen Uhrengenen und deren Genprodukten. Äußere Signale wie Licht beeinflussen die Aktivität der Uhrengene und verstellen so die innere Uhr.
Variabilität: Die Variabilität beschreibt die Unterschiede zwischen Individuen einer Art. Diese Unterschiede können auf genotypischer und phänotpyischer Ebene liegen. Die Variabilität ist eine Grundlage der Evolution.