Sind Cyborgs bereits unter uns?
Transhumanismus, ein Megatrend der Wirtschaftsinformatik

Dr. Alexander Lutz, FOM Hochschule für Oekonomie & Management

14. November 2022, 18:00 Uhr

Dr. Alexander Lutz promovierte 2019 an der Ludwigs-Maximilians-Universität in München in Biologie mit Schwerpunkt Anthropologie und Humangenetik. Die Dissertation behandelt das Thema „Managing Fragmentary Data in Osteology“, ein klassisches Missing Data Thema, welches erstmals mittels statistischer Methoden adressiert wurde. Im Ergebnis wurde eine offene Datenbank („fragmentary Database“) zum statistisch belastbaren Vergleich zwischen verschiedenen Gräberfeldern (inkl. bequemer Eingabemaske) als veröffentlicht.

Seit 2004 leitet er die Online Agentur NEOs Onlinemarketing (früherer Name: NeoDesign) und hat dort den Schwerpunkt im Onlinemarketing, sowie in Themen der Wirtschaftsinformatik. Dazu gehören Big Data, maschinelles Lernen und die Künstliche Intelligenz. Operativ wendet er Text-Mining Methoden an, wie z.B. Natural Language Processing, die Sentiment Analyse und Natural Language Generation. Seit 2018 lehrt er an der FOM Hochschule für Oekonomie & Management in München.

Der Transhumanismus ist eine Ideologie, welche menschliche Grenzen verschieben oder auflösen möchte. Dies soll durch den Einsatz von Technologie erreicht werden. Dabei geht es um mehr als das reine Implantieren von IT-Systemen in den menschlichen Körper. Es geht um die Verschmelzung von Chips und biologischen Körpern, also die Überführung von intelligenten Maschinen in biologische Systeme. Dies wird Human Enhancement genannt: Implantate verbessern den körperlichen Zustand, Computer und Chips ersetzen, optimieren oder erweitern Fähigkeiten des biologischen Körpers. Es entsteht ein kybernetischer Organismus, Menschen werden zu Cyborgs. Der Soziologe Dierk Spreen hat dies mit seinem Werk Upgradekultur: Der Körper in der Enhancement-Gesellschaft bereits 2015 beleuchtet. Er rekonstruiert darin die Entstehungskontexte des Wertewandels hin zu einer Upgradekultur und diskutiert Möglichkeiten der sozialtheoretischen Stellungnahme.

Der Vortrag beginnt mit der Einführung zu notwendigen Begrifflichkeiten und geht nach einer anonymen digitalen Umfrage über zum Human Enhancement. Dabei werden zunächst bereits etablierte und gesellschaftlich anerkannte Implantate aus dem klinischen Alltag behandelt. Anschließend werden die von Spreen (2015) diskutierten Möglichkeiten der sozialtheoretischen Stellungnahme aufgegriffen sowie menschliche Cyborgs beleuchtet, die aus der klinischen Rekonstruktion stammen und aus einer medizinischen Notwendigkeit heraus ein Enhancement erfahren haben. Nach weiteren Beispielen von Implantat-Trägern, die keine medizinische Indikation zur körperlichen Modifikation hatten, werden in der Folge ethische Fragestellungen und der Umgang mit sensiblen Daten behandelt. Abschließend wird beleuchtet, welche Möglichkeiten des Selbst-Trackings schon heute bestehen und auch umfassend genutzt werden. Mit einem Ausblick zu bestehendem Forschungsbedarf wird in eine offene Diskussion übergeleitet.

Der Vortrag wird über den Videokonferenzdienst Zoom abgehalten. Die Zugangsdaten finden Sie auf dieser Seite, eine vorherige Anmeldung ist nicht notwendig. Hilfe zur Teilnahme an Zoom-Veranstaltungen finden Sie hier.

Alexander Lutz